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.«Ich nahm den Stift und setzte meine Unterschrift drunter.Mein Privatleben hatte ich auf Eis gelegt.Als Frau hat man wichtigere Dinge im Kopf.Nach der Arbeit fuhr ich zu Sulfia.Ich öffnete die Tür mit meinem eigenen Schlüssel, ging durch die Räume und schaute in die Ecken.Es war, als hätte ein Junggeselle geheiratet.Schmutzige Wäsche lag nicht mehr herum, der Boden war sauber, und auch die Batterie ungespülter Milch- und Kefirflaschen war verschwunden.In dieser Wohnung gab es endlich eine Hausfrau, ein Familienoberhaupt und meine Vertretung in Personalunion.Es war meine achtjährige Enkelin Aminat.Wenn sie zu Hause war, ging sie immer irgendeiner Arbeit nach und trällerte dabei Lieder aus Kinofilmen.Man musste ihr kaum Anweisungen geben, weil sie sich so viel abschaute.Sie sammelte leere Plastiktüten, spülte sie im Waschbecken aus und hängte sie an die Heizung zum Trocknen, als hätte sie noch nie etwas anderes gemacht.Sie warf keine Lebensmittel weg.Wenn die Wurst im Kühlschrank grünlich zu werden begann, schnitt Aminat die schlechten Stellen ab, kochte die Wurst kurz auf und briet sie danach in der Pfanne – ich hätte es kaum routinierter machen können.Es war klar.Ein Kind brauchte Verantwortung.Vielleicht hatte ich das bei Sulfia falsch gemacht: Ich hatte ihr aufgrund ihrer Schwäche viel zu viel abgenommen.Aminat begrüßte jetzt jeden Besuch mit einem lauten »Stiefel ausziehen, ich hab grad geputzt!«.Selbst ihre Stimme veränderte sich, und sie stellte sich beim Sprechen oft in eine ganz bestimmte Pose.Sie erinnerte mich unangenehm an irgendjemanden.Mir fiel aber nicht ein, wer das sein könnte.Ich fragte Sulfia.»Sie macht dich nach«, sagte Sulfia.Ich dachte an meine Kindheit.Ich war immer hungrig gewesen, hatte nur ein Kleid und eine Strumpfhose, und wir hatten zu viert in einem Zimmer gewohnt, das war der bessere Teil meiner Kindheit.Im Vergleich dazu war Aminat verwöhnt.Ich erfüllte meinen Teil der Vereinbarung, kurz bevor drei Monate abgelaufen waren.Aminat hatte kein einziges Mal darüber gesprochen.Drei Monate waren eine lange Zeit, es waren viele Stunden mit dem Staubsauger und unzählige gespülte Teller.Aber Aminat quengelte nicht und fragte nicht nach.Später entdeckte ich in ihrem Schrank, auf der Innenseite der Tür, ein Blatt Papier, auf dem sie die Tage abstrich.Sieben Tage vor Ende der Frist, es war ein Samstag, holte ich Aminat ab.Ich hatte eine etwas ältere Jacke an, die ich sonst immer anzog, wenn ich zu meinem Garten aufs Land fuhr.Sulfia schälte zu Hause gerade Kartoffeln.Aminats Beispiel hatte ihr Mut gemacht – auch sie hatte ein paar Handgriffe erlernt, die ihr das Überleben ermöglichten.Ich sagte Aminat, sie soll sich warm und nicht zu sauber anziehen.Eine Überraschung würde auf sie warten.Ich tat geheimnisvoll.Aminat wurde ganz still, als wir vor dem Vogelmarkt aus dem Bus ausstiegen.Sie war noch nie auf dem Vogelmarkt gewesen, und hätte ich es ihr vorher angekündigt, wäre sie sicher enttäuscht gewesen, weil sie den Namen wörtlich genommen hätte.Vögel gab es hier natürlich auch – Kanarienvögel, Wellensittiche, Papageien, Raben und Hühner, gezüchtete und eingefangene aller Größen und Farben.Gezwitscher und Gekrächze aus Tausenden Kehlen hing in der Luft, vermischte sich mit dem Gebell und Gewinsel anderen Getiers, das an diesem Tag für ein paar Rubel den Besitzer wechseln sollte.»Oh!« sagte Aminat nur, und ihre Augen wurden ganz groß.»Oh! Oh!«Die Vögel, die in viel zu engen Käfigen flatterten, schrien schon hysterisch.Aus Kofferräumen wurden Hundewelpen und Ferkel verkauft.Gefälschte Abstammungspapiere wurden hin und her geschoben.Aminat sah einem Mädchen hinterher, das in einer zugebundenen Plastiktüte einen Hamster davontrug.Das Tierchen paddelte in Agonie in den Papierschnipseln, mit denen die Tüte ausgelegt war.Es würde spätestens in der Straßenbahn ersticken, mutmaßte ich, sagte aber nichts: Die Menschen sollten ihre Fehler selber machen, es reichte schon, dass ich meine eigene Familie lenkte.»Darf ich auch?« atmete Aminat aus.»Was?«»So einen Hamster.«»Ich dachte, du willst eine Katze.«Sie lächelte vorsichtig, mit einem Mundwinkel.Sie traute mir nicht.Wir gingen in kleinen Schritten an den Reihen vorbei.Katzen gab es in Massen: winzige piepsende Fellknäuel in Körben, Kisten und auf ausgebreiteten Decken.»Such dir eine aus«, sagte ich.Aminat zog mich an der Hand.Ihre Handrücken waren rau und aufgeplatzt, das passierte, wenn sie bei Minusgraden ohne Handschuhe herumlief oder sich die Hände nicht gut genug abtrocknete.Ich nahm mir vor, ihre Haut gleich am Abend mit Glyzerin einzureiben, damit sie wieder weich wurde.»Die will ich!« sagte Aminat und deutete auf ein graues Kätzchen, das auf der Handfläche eines bärtigen, nach Schnaps stinkenden Mannes lag.Es war sicher das kleinste und unscheinbarste Katzentier, das hier heute verkauft wurde.»Such dir eine andere aus«, sagte ich.»Diese ist zu klein, sie stirbt sofort.«»Nein, ich will diese«, sagte Aminat und fragte den Mann: »Was kostet diese Katze?«Der Bärtige bewegte seine riesige Hand und schielte Aminat an.Das Kätzchen fiel beinahe herunter, er fing es wieder auf.»Das ist ein reinrassiges Chinesenkurzhaar«, sagte er heiser.»Das ist eine ganz besondere Katze.Sie kostet zehn Rubel.«»Ach was«, sagte ich genervt.»Aminat, komm.«»Ich will diese«, sagte Aminat stur.Ich lief weiter, sie aber blieb stehen.Der bärtige Depp hielt ihr seine Hand hin.Aminat streichelte das winzige Kätzchen mit einem Finger, während der Bärtige auf sie einredete.»Schämen Sie sich«, sagte ich ungehalten.»Eine bessere Katze wirst du nicht finden«, sagte der Mann beschwörend in Aminats Ohr.Er hatte sich tief zu ihr heruntergebeugt.Ich sah, dass Aminat sich Mühe gab, sich den Ekel über seinen Atem nicht anmerken zu lassen.»Diese kriegst du nicht, Aminat«, sagte ich aus der Entfernung.»Dann will ich gar keine«, sagte sie.»Aber guck mal, hier gibt es so viele hübsche.«»Ich will diese da [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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