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.Schließlich betrat er, 46 Jahre alt, erstmals einen Gerichtssaal in einem Rollkragenpullover, begleitet von einem jungen Mädchen, ein Fressen für die Klatschpresse – falls nicht die kreativen Persönlichkeiten der konzerneigenen Werbeabteilung mit ihrem Millionenetat der Pressefreiheit ein Dressurband umlegen könnten.Von dem Gebäude des Landgerichts aus verbreitete sich die Unruhe gleich Wellenringen.Viele junge Menschen standen herum wie Vereinsmitglieder, die sich zu einem Betriebsausflug versammeln, und es würde wohl ein Betriebsausflug in die Querelen der neuen Linken werden.Berittene Polizei patrouillierte auf und ab.Ein Rappe ließ einen Roßapfel fallen.Einer der Bärtigen schrie: »Todesstrafe!«»Kopf ab!« brüllte sein Kommilitone.»Klassenjustiz!« schrie ein Dritter, als sei das Urteil bereits vollstreckt, und das in einem Land, das sich gegen Tiere immer humaner benommen hatte als gegen Menschen.Vor dem Eingang zum Gerichtsgebäude entstand eine Stauung, alle drängten durch einen engen Flaschenhals, der von uniformierten Polizisten verkorkt war.Passepartout war die Erscheinung, wohl nach der Forderung eines Berliner Politikers: »Schaut ihnen in das Gesicht … Diese Gesichter müßt ihr sehen.« Heute betrachteten die Polizisten die Gesichter, ohne für den Gummiknüppel Maß zu nehmen.Jutta kannte sich in dem labyrinthartigen Gebäude aus, und Erik, der ihr folgte, erinnerte sich, daß sie Jura studierte.Er blieb einen halben Schritt hinter ihr, gelangte auf den Gang, der abgesperrt war, bewacht von einem zivilen Gerichtsdiener, dem heute eine kleine Armee von Uniformierten assistierte.»Haben Sie Platzkarten?« fragte er Jutta.Sie raunte ihm etwas zu, und der Mann wirkte zugleich ängstlich und mißtrauisch.Dann sah er Erik, den hochgewachsenen Mann im grauen Flanell mit kurzgeschnittenen, ordentlichen Haaren, und er ließ die beiden passieren.Der Saal war klein, gefüllt mit Zuschauern, die wie Hühner nebeneinander auf der Stange saßen, eng zusammengedrängt.Statt des Gefieders trugen sie Uniformen, und soweit sie in Zivil waren, erwiesen sich ihre Gesichter als uniformiert.Sie brauchten keine Platzkarten.Sie konnten auch dem Berufungsverfahren gegen den Studenten Gerd Wagenseil nicht viel abgewinnen, aber sie waren befohlen.Für sie war es Dienst.Wenn das Gericht laut Prozeßordnung den öffentlichen Charakter wahren mußte, so konnte es doch eine Umgehung manipulieren, indem es einen zu kleinen Saal wählte, diesen mit Polizeibeamten füllte, die einerseits gehorsame Diener des Staates und dann auch noch sofort zur Stelle wären, falls ungehorsame Staatsbürger – wie zu erwarten – im Gerichtssaal rebellieren sollten.Jutta und Erik quetschten sich in die letzte Bank.Unmittelbar nach ihnen betraten die Richter durch die Hintertüre den Raum.Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Dr.Müllner, war schlank, groß.Kleine, graue Löckchen ringelten sich um sein gesundes, schmales Gesicht; eine würdige Erscheinung.Es schien Erik, als schwebten im Raum noch Lügen, wie sie die Gerechtigkeit erwartet, durchschaute und aburteilte.Der Saal roch nach Sauberkeit, in einem physischen Sinn, nach Advokatenkniffen, nach geheuchelter Reue und verzweifelnder Buße.Durch seine übergroßen, quadratischen Fenster fiel das Licht, als wollte es demonstrieren: wo viel Licht sei, gäbe es auch viel Schatten.Auf dem Gang standen uniformierte Polizisten Spalier, mehr als zur Bewachung einer mörderischen Räuberbande aufgeboten werden mußten.Es schien Erik auch natürlich, denn jugendliche Demonstranten machten zu dieser Zeit den deutschen Gerichten mehr Kopfzerbrechen als überführte Mörder.Sie wären auch, hätten die Richter noch die Möglichkeit von gestern, genauso schwer bestraft worden.Wer demonstriert, schien unsichtbar an die Wände geschrieben zu sein, ist ein Rebell.Wer ein Rebell ist, wirft Steine, und wer Steine wirft, vergeht sich gegen eine Ordnung, deren größte und deutlichste Mißgeburt Auschwitz heißt.Doch nicht dieses Vernichtungslager stand unter Anklage, sondern eine ungenehmigte Studenten-Veranstaltung vor dem US-Generalkonsulat [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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