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.Das ging mir immer wie ein Stich durchs Herz.Als er sich dann noch ein Stückchen Pfirsich von ihrer Gabel raubte und in den Mund steckte, da hätte ich ihm am liebsten eine reingehauen.Der Steward — ein Deutscher übrigens, den alle nur mit seinem Vornamen Emil riefen — stand mit seinem leberkranken gelben Gesicht und den schwarzgelackten Haaren wie eine Wachsfigur in der Ecke neben der Kredenz und schien nichts zu sehen und nichts zu hören.Sobald aber irgendwo ein Glas leer war, glitt er wie ein geölter Blitz aus dem Schatten hervor und schenkte neu ein.Nicht ein Laut drang von ihren Gesprächen zu mir heraus, kaum etwas vom Klavierspiel des Doktors, und es war fast gespenstisch, hier draußen, von der Gardine verdeckt, durchs Fenster zu spähen; wie Kino ohne Musik und ohne Worte.Nach einiger Zeit gab Don Saraiva dem Steward einen Wink, den Sektkühler in seine Nähe zu stellen.Der tat es, verbeugte sich stumm und kam dann so rasch zur Tür, daß ich kaum noch Zeit fand, ins Dunkle zurückzuspringen.Wäre er in meine Richtung gegangen, hätte er mich glatt überrannt, und dann hätte es wahrscheinlich Krawall gegeben.Ich duckte mich.Aber er blieb für einen Moment vor der Tür stehen und sagte zu denen drinnen mürrisch: »So, und jetzt könnt ihr mich alle miteinander.!« Hier fügte er jene Aufforderung hinzu, der nur in den seltensten Fällen nachgekommen wird.Dann ging er zur Reling, beugte sich drüber und atmete ein paarmal laut schnaufend die frische Luft ein.Und plötzlich griff er nach seinem Kopf, nahm, um sich am Schädel zu kratzen — so wie ein anderer Mensch den Hut — seine Haare ab und verschwand mit der Perücke in der Hand in Richtung Vorderdeck, wo er und der Koch logierten.Ich starrte ihm nach, als hätte ich eins mit dem Sandsack über den Brägen gekriegt.Als es von einer Kirche in der Nähe des Hafens elf schlug, stand ich noch immer auf meinem Posten.Ich konnte mich kaum mehr rühren, so sehr war ich zusammengefroren — und zum Gotterbarmen müde, denn ich war seit fünf Uhr früh auf den Beinen.Den Flaschen nach zu schließen, die noch vor Don Saraiva im Eiskübel lagerten, war mit dem Aufbruch der kleinen Gesellschaft noch lange nicht zu rechnen, und da wollte ich mich wenigstens für ein paar Minuten in meiner Kammer aufwärmen.Aber dort bin ich dann, kaum daß ich mich aufs Bett gestreckt hatte, fest eingeschlafen.Plötzlich wurde ich wachgerüttelt.Das Licht in meiner Kammer brannte, und Hogendahl stand vor mir und hielt meinen Brief an Fräulein Lydia aufgefaltet in der Hand.Seine Hand zitterte ein wenig, so daß das Papier wie trockenes Laub raschelte.»Diesen Wisch wolltest du also Fräulein Cornelius heimlich zustecken?« fragte er unheimlich leise und mit einem Ausdruck im Gesicht, als gelüste ihn danach, mir eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen.Ich nickte ziemlich kleinlaut und empfand dabei einen furchtbaren Ärger auf mich selbst, daß ich mich vom Schlaf hatte überraschen lassen.Eine ganze Weile lang sah er mich aus seinen hellen, grauen Augen an, als überlege er sich ernstlich, ob er mich nicht umgehend von Bord schleppen und zu meinen Alten zurückexpedieren sollte, und dann riß er das Papier in vier Teile und stopfte sie zusammengeballt in seine Hosentasche.»Sag einmal, Pitt«, fragte er mit der gleichen leisen Stimme, die aber wie ein frisch abgezogenes Rasiermesser schnitt, »bist du eigentlich total verrückt geworden?«»Man muß sie warnen!« beharrte ich verzweifelt.»Das ist kein Schiff für eine Dame wie Fräulein Lydia! Don Saraiva hat sie an Bord gelockt, und sie hat keine Ahnung davon, was sie hier erwartet!«»Halt das Maul!« zischte Hogendahl mich an, ging zum Gangfenster und zog den Vorhang vor den schmalen Ausblick.Ich machte mich zum zweitenmal auf ein paar Backpfeifen gefaßt, aber er blieb mit dem Rücken gegen das Fenster gelehnt drüben stehen.»Was weißt du davon?« fragte er verhalten.»Sie ist ein erwachsener Mensch und kennt Don Saraiva auf jeden Fall besser als wir beide — und vor allem besser als du!«»Sie kennt ihn nicht!« rief ich heftig.»Woher weißt du das so genau?« fragte er und sah mich bös belustigt an.Sein Mund war ein schmaler Strich, und seine Lippen waren weiß und blutlos.»Ich habe es ihr angemerkt,« antwortete ich.»Angemerkt!« höhnte er.»Das ist genau die Antwort, die ich von dir erwartet habe.Wann denn angemerkt, wenn man fragen darf, Herr Gedankenleser? «»Bei Tisch!« sagte ich wütend.Er stieß sich mit dem Rücken von der Wand ab und ging eine Weile in der winzigen Kammer hin und her, immer drei Schritt von einem bis zum andern Ende
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