do ÂściÂągnięcia > pobieranie > ebook > pdf > download

[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Unvermittelt war die Stimme weg; eiskalte Ruhe kehrte ein.Die Straßen füllten sich mit Schritten, Haustüren fielen ins Schloß, Kinder spielten Ball, Straßenbahnen klingelten.Das Leben spulte sich ab wie ein hektisches Flimmern auf der Leinwand.Damals begann ich, von der Insel zu träumen; eine Insel im Meer, regenbogenfarbig, schwebend wie eine Qualle.Ich schwamm in höchster Angst.Die Wellen trugen mich; ich erreichte ein Ufer, wo Schwertlilien wuchsen.Die Knospen schimmerten lila und weiß.Ich konnte sehen, wie die Blüten hervorbrachen, zart wie Seide, sich kräuselten und entfalteten.Aus jeder Blume sprangen Lichter, nacheinander wie im Flug, schimmerten in funkelnden Kaskaden, so weit das Auge reichte.»Wie schön du träumen kannst«, sagte Iris.Der Traum kam oft wieder; er ist immer noch in meiner Erinnerung.Einmal begegnete mir Amos in den Wellen.Wir umarmten uns mit großer Innigkeit, in einem Universum von blauer Phosphoreszenz.Die Wasser waren warm, wir lösten uns ganz darin auf.»Ich kann nicht weiter, mein Knie schmerzt«, sagte er plötzlich.»Ich muß fort«, seufzte ich und schwamm allein auf die Insel zu, der Blumenpracht entgegen.Am nächsten Morgen, beim Frühstück, war ich nachdenklich.»War es kein schöner Traum?« fragte Iris.Ich schüttelte den Kopf.»Ich weiß es nicht mehr.«Carl von Ossietzky galt als Verräter.Er wurde zuerst in Spandau, dann in Papenburg-Esterwegen inhaftiert.1936, bereits schwer erkrankt, erhielt er den Friedensnobelpreis.Man verweigerte ihm die Ausreise nach Oslo, wo er den Preis in Empfang nehmen sollte.Hermann Gering stellte ihn vor die Wahl: die Freiheit gegen die Verweigerung des Preises.Carl von Ossietzky ging auf den Handel nicht ein.Er blieb inhaftiert und starb 1938 an Tuberkulose.Mein Vater war ein vorsichtiger Mann; aber gewissen Freunden hatte er vertraut; zu Unrecht, wie es sich herausstellte.Als Anwalt war er unbestechlich gewesen.Irgend jemand rächte sich, brachte die Geschichte mit Ossietzky ans Tageslicht.Die Gestapo durchsuchte das Haus; man fand einen alten Brief von Ossietzky.Das genügte.Mein Vater wurde in einen Wagen gezerrt; wir sollten ihn nie wiedersehen.Iris’ Paß wurde beschlagnahmt.Zum Glück hatte sie Geld.Sie glaubte, daß sie wohl schwarz über die Grenze kommen könnte.Als sie ihr Guthaben abheben wollte, war das Konto gesperrt.Von oben hatte man »Nachforschungen und gründliche Ermittlungen« angeordnet.Iris wandte sich an die Schwiegereltern.Das Verhältnis war nie besonders herzlich gewesen.Jetzt war der Empfang ausgesprochen frostig.Franz von Steinhof, inzwischen pensioniert, lehnte am Bücherschrank und hielt eine erbitterte Rede.Die Anschauungen seines Sohnes hatten sich als »politisch verwerflich« erwiesen, er sei ein »Feind des Vaterlandes« und habe Kontakt zu »Verrätern« gepflegt.Er hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den hirnverbrannten Lümmel wieder freizukriegen.Aber das würde nicht von heute auf morgen erfolgen.Er ließ durchblicken, daß Iris an dem Vorfall nicht unschuldig wäre.»Eine Frau kann bei einem Mann alles erreichen, im guten oder im schlechten.« Die Schwiegermutter saß in einem gepolsterten Sessel, atmete gepreßt – sie litt an Kreislaufstörungen – und zerknitterte verstört ein Taschentuch.Ihr Kleid war grau, langweilig schlicht; an ihrem Ringfinger funkelte ein Diamant, umgeben von einem Kranz kleiner, sehr reiner Brillanten.»Obwohl Konvertitin – mit ehrlichem Herzen, mein Kind, das sehe ich wohl ein –, bringst du unsere Familie in zusätzliche Gefahr.« Ihre Augen wurden feucht.Sie bat Iris, von künftigen Besuchen abzusehen.Wir blieben keine zehn Minuten.Tee wurde uns nicht angeboten.Iris hatte nur wenige verläßliche Freunde.Einer davon war Felix Speyer, der bei der Fremdenpolizei arbeitete.Zu Beginn seiner Beamtenlaufbahn war Speyer in einer Treuhandfirma tätig gewesen.Als er herausfand, daß sein Arbeitgeber Geld in die eigene Tasche steckte, zeigte er ihn an.Der Inhaber klagte auf Verleumdung.Mein Vater übernahm den Fall, brachte Beweise.Speyer wurde freigesprochen, der Treuhänder be-straft.Speyer hatte nie vergessen, was er meinem Vater schul-dete.Speyer wußte, daß Iris’ Festnahme täglich erfolgen konnte.Da sie mittellos war, schien es am sinnvollsten, daß sie zu ihrer Familie zurückkehrte.Deutschland hatte mit Polen einen Nichtangriffspakt geschlossen.Speyer stellte Iris falsche Papiere aus; sie reiste unter ihrem Mädchennamen und galt als Witwe.Ich wurde in ihren Paß eingetragen.Von ihrem letzten Geld kaufte Iris zwei Fahrkarten.Am nächsten Tag fuhr ein Zug über Berlin nach Danzig.Wir hatten nur zwei kleine Koffer bei uns.Die Konfusion an den Grenzposten war total, die Behörden überfordert, wir kamen durch.Das Wiedersehen mit der Familie: die sanfte, spöttische Oma, die so gut Klavier spielte, der apodiktische Opa, von seinen vierzig Angestellten wie Gottvater gefürchtet; Tante Hannah, Omas Schwester, die früher mal hübsch gewesen war, aber nie einen Mann nach ihrem Geschmack gefunden hatte.Und Amos, endlich! Amos, kornblond wie Iris, sonnenver-brannt, mit spöttischen Augen.Er war jetzt dreißig Jahre alt, sah jünger oder älter aus, ganz nach Stimmung.Ich beobachtete ihn, verstohlen und fasziniert, mit einer Mischung aus Dreistig-keit und Herzklopfen.Vor ein paar Jahren hatte er mich seine Komplizin genannt.Und jetzt? Ich war dreizehn, man sagte von mir, sie wird apart werden.Nicht hübsch, nein, apart.Apart war besser.Und auch das Haar, sehr schön, lockig und fast schwarz, mit einem rötlichen Schimmer.Ich frisierte die Locken nie nach hinten, ich wollte, daß sie auf die Schultern fielen, damit man sie gut sah.Amos musterte mich.Er hatte dunkle Brauen, und seine Augen waren hellgrün.Sein Blick war eigentümlich… wie soll ich sagen… vielleicht unverfroren.Mir gefiel das.Auch wenn ihn jetzt andere Dinge zu beschäftigen schienen; er scherzte mit mir, aber nicht mehr so wie früher; er blieb immer etwas fern von mir.Oder bildete ich mir das nur ein?Manchmal glaubte ich, daß er mich nicht mehr mochte.Das verletzte mich auf eine stumme, heftige Art.So begann die Zeit der Entfremdung.Amos war mager geworden und rauchte jetzt kräftig, sehr starke Zigaretten.Rauchen war in der Familie verpönt.Politik ebenso.Über Politik sprach nur Amos – wenn man ihn reden ließ.Meistens schnitt ihm Opa das Wort ab.»Nicht bei Tisch, Amos, wir essen!« Oma seufzte vorwurfsvoll: »Nicht vor Iris, sie hat schon genug mitgemacht!« Amos zuckte die Achseln, rauchte herausfordernd eine Zigarette nach der anderen, und alle machten finstere Gesichter.Es hieß, er sollte bald die Buchhandlung übernehmen.Inzwischen durchlief er die verschiedenen Abteilungen, bis er »das Geschäft im Griff hatte«.Mit anderen Worten: bis sein Vater – längst über siebzig –geruhte, das Ruder aus der Hand zu geben.Ich ging wieder zur Schule.Mein Polnisch »ließ zu wünschen übrig«, wie Oma sich ausdrückte, aber ich lernte schnell.Ich hatte auch Ballettstunden, bei einer guten Lehrerin.Sie achtete darauf, daß beide Beine gleichmäßig trainiert wurden, daß ich meine Rückenmuskulatur stärkte.»Sonst bekommst du ein Hohlkreuz, Lea!«Amos wohnte in einer Junggesellenbude, in einem alten Haus beim Rathausturm [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • klimatyzatory.htw.pl