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.“„Wie soll das denn eine Prüfung sein?“, platzte ich heraus.„Wo ist der Sinn? Wollen die rausfinden, ob ich mich so mager hungern kann, dass ich tot umfalle, sobald ich Eden Manor verlasse?“„Völlerei“, gab er scharf zurück, und ich schloss den Mund.„Und um zu sehen, wie gut du dich diesem Leben anpassen kannst.Darum geht es.Schrei mich nicht an, Kate.Ich bin es nicht, der entschieden hat, worin die Prüfungen bestehen.“Völlerei.Ich musste eine Weile grübeln, doch als mir klar wurde, wo ich das Wort schon einmal gehört hatte, erstarrte ich.„Die sieben Todsünden? Darauf werde ich geprüft?“Henry rang die Hände.„Darauf kann ich nicht antworten.Wenn der Rat erfährt, dass ich dir so viel verraten habe, ist es sehr gut möglich, dass wir automatisch durchfallen.“Wir.Die Art, wie er es sagte, rührte etwas in meinem Inneren an.Und schlagartig begriff ich, dass er endlich mitzog.Ich presste die Hände zusammen und wagte kaum zu hoffen.„Es ist dir wichtig?“, hakte ich vorsichtig nach.„Ich dachte …“Er begann auf und ab zu gehen und weigerte sich, mir ins Gesicht zu sehen.„Du warst unglücklich mit mir.Warum?“Ich öffnete den Mund, bereit, zu protestieren, doch nichts kam heraus.Er hatte recht.„Weil“, gestand ich in einem zutiefst unglücklichen Tonfall, für den ich mich hasste, „ich nicht bloß mit dir befreundet sein will.“Abrupt blieb Henry stehen und wandte sich mir zu, obwohl er nicht überrascht aussah.Stattdessen wirkte er, als versuchte er, das Puzzle zusammenzusetzen.„Ich dachte, du hattest nicht den Wunsch, die Rolle meiner Ehefrau einzunehmen.“Ich verzog das Gesicht.„Zwischen Freundschaft und Ehe gibt es ein paar Zwischenschritte, okay? Ich meine, ich weiß, du bist uralt und so, aber du musst doch wenigstens mal davon gehört haben.“Er lächelte nicht, doch sein Gesichtsausdruck wurde sanfter.„Wenn du bestehst, wirst du meine Frau sein.Ist das etwas, das du jetzt zu akzeptieren bereit bist?“Ich nickte und versuchte, nicht allzu nervös auszusehen.Oder allzu genau über das Ganze nachzudenken.„Weil ich dir wichtig bin?“„Ja“, murmelte ich beschämt.„Und wenn du mir daraus einen Strick drehen willst …“Mir blieb keine Zeit, den Satz zu beenden.In der einen Sekunde hatte er auf der anderen Seite des Zimmers gestanden, in der nächsten saß er neben mir und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich völlig außer Atem war, als er seine Lippen schließ-lich von meinen löste.„Was …“, setzte ich an, doch er legte mir einen Finger auf die Lippen.„Es ist mir wichtig“, sagte er, und seine Stimme bebte.„Du bist mir so wichtig, dass ich nicht weiß, wie ich es dir sagen soll, ohne dass meine Worte im Vergleich zu meinen Gefühlen bedeutungslos erscheinen.Selbst wenn ich manchmal distanziert bin und so wirke, als wollte ich nicht bei dir sein, ist das nur, weil mir das hier genauso große Angst macht wie dir.“Sprachlos starrte ich ihn an.Er beugte sich vor und küsste erneut meine geschwollenen Lippen, und diesmal erwiderte ich seinen Kuss.Um uns herum schien die Zeit stillzustehen, und alles, was ich sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen konnte, war er.Eine köstliche Wärme breitete sich in meinem Inneren aus, doch diesmal war es nicht mein Knöchel, den er heilte.Als er sich zum zweiten Mal von mir löste, ließ ich die Hände sinken und beobachtete ihn abwartend, unsicher, was ich als Nächstes tun sollte.Er richtete sich auf und erhob sich, doch keine Sekunde lang wandte er den Blick von mir ab.„Bitte“, sagte er.„Hör auf, zu essen.“Ich nickte, zu entwaffnet, um irgendeinen Protest zusammenzubekommen.„Danke.“ Er streckte die Hand aus, um sanft meine Wange zu streicheln, und dann ging er zur Tür.Bevor ich wieder einen zusammenhängenden Gedanken fassen konnte, war er fort.Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, konnte ihn dort immer noch schmecken und lächelte.Endlich, nach fast sechs Monaten, kämpfte er.An diesem Abend schlüpfte Henry, wie er es immer tat, eine Stunde nach dem Abendessen in mein Zimmer.Den ganzen Nachmittag hatte ich damit verbracht, mich zu fragen, wie es weitergehen würde, ob alles beim Alten bleiben oder ob es mehr von diesen schwindelerregenden Küssen geben würde.Doch als er schließlich kam, hatte ich beschlossen, dass das keine Rolle spielte.Es war mehr als genug, zu wissen, dass ich nicht länger allein um seine Existenz kämpfte.„Es tut mir leid“, sagte er und blieb unentschlossen an der Tür stehen.Ich lag auf dem Bett und spielte mit Pogo, der eine ganze Reihe von neuen Spielzeugen hatte, mit denen er sich vergnügen konnte.Als ich aufblickte, schloss Henry gerade die Tür.„Wie ich mich vorhin verhalten habe, war unangemessen.“Einen furchtbaren Moment lang dachte ich, er würde sich dafür entschuldigen, dass er mich geküsst hatte.Erst als ich schon alle Farbe aus meinem Gesicht weichen spürte, begriff ich – es tat ihm leid, dass er so wütend geworden war, dass ich immer noch aß.Alles, was ich da noch herausbrachte, war ein nervöses Lachen.„Du hast bloß versucht, mich zu warnen.Ich hab heute Abend eine letzte Mahlzeit zu mir genommen, aber jetzt bin ich damit durch, versprochen.“Die griechischen Nudeln mit Meeresfrüchten, bei deren bloßem Anblick ich normalerweise vor Heißhunger fast unzurechnungsfähig wurde, hatten für mich geschmeckt wie Sä-gemehl.Ich hatte nicht mehr als ein paar Bissen geschafft.Von jetzt an würde es kein Essen mehr geben.Ich hatte Henry etwas versprochen und gedachte, mein Versprechen auch einzuhalten.Zögernd trat er einen Schritt auf mich zu.„Trotzdem.Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, wie ich es getan habe.Das hast du nicht verdient.“„Du hast dir Sorgen gemacht.“ Ich zuckte mit den Schultern.„Ich will bestehen, und hättest du’s mir nicht gesagt, hätte ich nicht aufgehört zu essen.Also danke.“Nun durchquerte er den Raum und setzte sich neben mich aufs Bett.Er hob ein kurzes Tau mit dicken Knoten an den Enden auf, und begeistert kläffend ließ Pogo den Knochen fallen, den ich ihm gegeben hatte.Ohne Rücksicht auf Verluste zog und zerrte mein kleiner Fellball knurrend an dem Spielzeug.„Er ist ziemlich entschlossen“, bemerkte Henry lächelnd.„Stur wie ein Esel“, bestätigte ich.„Und er scheint zu glauben, er wär auch mindestens genauso groß.“Henry lachte leise, und ich war so erleichtert, ihn wieder glück-lich zu sehen, dass ich das zaghafte Klopfen an meiner Tür fast überhörte.„Kate?“ Es war Calliope.„Komm rein“, rief ich, und sie drückte die Tür mit der Schulter auf, in den Händen das Tablett mit zwei Bechern heißer Schokolade, wie sie es uns jeden Abend brachte.Kurz blickte ich zu Henry hinüber und wartete stumm auf seine Zustimmung, und er nickte.Als Calliope das Tablett auf dem Nachttisch abgesetzt hatte, hob er die Hand, um sie aufzuhalten.Obwohl sie den Blick entschlossen auf den Teppich gerichtet hielt, erstarrte sie.„Du bist dir sicher, dass die Schokolade ungefährlich ist?“Es war das erste Mal, dass er sie vor meinen Augen befragte.Seit dem Vorfall an Weihnachten war nichts mehr passiert, keine Drohungen oder verdächtigen Päckchen, aber Calliope kostete immer noch alles vor, was ich aß.„Ich bin mir sicher.“ Calliope sprach so leise, dass ich sie kaum hören konnte, und eine tiefe Röte überzog ihre Wangen.„Darf ich bitte gehen?“Wieder nickte er, und sie verließ den Raum so schnell, dass ich mich nicht einmal bei ihr bedanken konnte.Nachdenklich blickte ich auf die Tür, durch die sie verschwunden war, und fragte mich, was mit ihr los war.Doch der Duft von Kakao stieg mir in die Nase und lenkte mich ab.Nachdem ich Henry einen der Becher gereicht hatte, nippte ich an dem zweiten
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