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.Ihrer Narbe ging es besser, sowohl der körperlichen als auch der seelischen.Dana hatte Recht gehabt, es hatte gut getan, darüber zu reden.Es tat überhaupt gut, mit Frauen zusammen zu sein.Menschen, die den gleichen Körper wie sie hatten und wussten, wie man sich fühlte, wenn es Probleme gab.Die überhaupt wussten, wie man sich fühlte, wenn man in einem Frauenkörper steckte.Manchmal schutzlos und ausgeliefert.Sie und Lars hatten Sex gehabt, aber nur sie hatte jetzt eine Narbe am Bauch.Loslassen, hatte Stellas Mutter ihr geraten.Wie ließ man denn etwas los, was schon längst weg war, und nur noch als Schatten durch ihre Erinnerung geisterte? Die Vergangenheit blieb doch da, die schmerzhaften Erinnerungen, die Narben.Stellas Schwieger-Uroma zum Beispiel.Sie wollte nicht vergessen und deshalb wohnten Stella und ihre Mutter jetzt hier.Was schön war.Vielleicht heilten so bestimmte Wunden, indem man nicht vergaß, sondern nicht nur sich, sondern auch andere erinnerte.Und das war es bestimmt auch, was Dana an Narben liebte: dass sie auch für andere sichtbar waren.»Olivia, ich höre dich förmlich denken, aber Yoga ist eine Form der Meditation, las all deine Gedanken los.«»Ich geb mir Mühe.«»Nein, du strengst dich an.Und das ist etwas anderes.Einfach entspannen und die Übungen geschehen lassen.So, jetzt streckt das Bein wieder aus und dann alles zur anderen Seite.«Olivia hatte links und rechts verwechselt und sah Stella beim Wechsel an.Stella grinste und zwinkerte ihr zu.Olivia fand Stellas Mutter etwas verrückt, aber sonst sehr sympathisch.Abgesehen davon, dass Olivia jeden um die Anwesenheit einer Mutter beneidete, konnte sie Stella nur beglückwünschen.Sie hatte das Angebot, bei Stella und ihrer Mutter noch bis zum Schulbeginn zu wohnen, gerne angenommen und nachher würde sie die beiden filmen und sich die ganze Geschichte mit dem Haus noch einmal ganz in Ruhe erzählen lassen.Alles passte zusammen.Doch dass die Jungs verschwunden waren, belastete Olivia.Immerhin waren es ihre besten Freunde.Sie hatte Nick mindestens zehn Nachrichten auf seinem Handy hinterlassen.Eigentlich war es nicht seine Art, einfach wegzugehen ohne Bescheid zu sagen.Und Ares war auch beleidigt, aber das musste Stella in Ordnung bringen.Schließlich waren sie jetzt nicht mehr zu dritt, sondern die Fantastic Four.64»Ich hab´ mein Bestes gegeben.Was soll ich sonst noch tun?«(The Darjeeling Limited)Freitagnachmittag»Ich bin froh, dass ihr hier seid, ich.«Ares Vater stockte und sah zu Ares und Helena, ratlos, unsicher.Er hatte sie in sein Arbeitszimmer gebeten, allein, ihre Mutter war vermutlich bei ihrem neuen Freund, wie die ganze letzte Zeit schon, als Ares noch gedacht hatte, es wäre alles in Ordnung.Aber in letzter Zeit wunderte ihn gar nichts mehr.Er war genau wie sein Vater, naiv und blind.Ares hatte Angst, sein Vater würde weinen, er hatte ihn noch nie weinen gesehen und er sollte nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen, wo er selber verletzt war und die Tränen schon seit Tagen zurückhielt.»Wir wissen Bescheid«, sagte Helena.Auch ihre Stimme klang gefährlich wackelig.Das hier war für alle neu und schmerzhaft.»Gut.Ich wollte nur sagen, ich wollte nicht, dass das einmal passiert, ich hatte immer gehofft, dass.ich will nur sagen.«»Papa!«, sagte Helena mahnend, und Ares nickte.Das hier musste kein zu verfilmender Drehbuchdialog werden, sondern einfach die Wahrheit, hässlich, ungeschminkt, egal.Hauptsache, er sagte, was gesagt werden musste.»Tja, also.« Er räusperte sich umständlich.»Ich möchte mich von eurer Mutter, von Ina, scheiden lassen.«Ares sah erstaunt auf und blickte zu Helena, die genauso überrascht war.Sie hatten beide etwas anderes erwartet.Obwohl niemand darüber jemals offen geredet hatte, wussten sie, dass es kleine Seitensprünge ihrer Mutter gegeben hatte.Krisen, die die Eltern gut gemeistert hatten.Sein Vater hatte es Ares sogar einmal erklärt: »Eure Mutter ist sensibel, eine Theaterschauspielerin, eine Künstlerin und umgeben von Menschen, die sie bewundern, anhimmeln, die mit ihr flirten.Es ist ganz normal, dass sie gelegentlich schwach wird, aber das heißt nicht, dass unsere Partnerschaft dadurch gefährdet ist.«Ares hatte eine andere Vorstellung von einer Partnerschaft, einer Ehe.Er fand Treue eine sehr schöne Vorstellung.Und Offenheit und Vertrauen.Aber vielleicht war das eine Utopie und das gab es alles nicht.Ständig ließen sich Menschen scheiden.Das war normal.Er hatte Stella vertraut und was hatte es gebracht? Trotzdem war er geschockt, dass sein Vater an eine Scheidung dachte.Wegen irgendeinem dämlichen Bewunderer seiner Frau? Etwas, was vermutlich bald wieder vorbei war.Wo war seine Kämpfernatur geblieben? Würde er sich ein Filmprojekt einfach so aus den Händen reißen lassen, einfach aufgeben, wenn eine Filmförderung ausfiel? Oder einen Filmstoff aufgeben, an den er glaubte? Wie oft hatte sein Vater ihnen Vorträge darüber gehalten, dass man nicht aufgeben durfte, dass es nur darauf ankam: nicht aufzugeben.Aber daran konnte man ihn jetzt nicht erinnern.Ratschläge dieser Art wurden nur in eine Richtung ausgeteilt: von Eltern an Kinder, nie umgekehrt.»Wieso denn Scheidung?«, fragte Helena mit belegter Stimme.Ares und Helena hatten seit Mittwoch viele mögliche Konsequenzen diskutiert.Trennung auf Zeit, der Auszug der Mutter, der Auszug des Vaters, Eheberatung, Familienberatung, Versöhnung nach Streit, Versöhnung nach Sex.So war es bisher immer gewesen.Doch offenbar war es nun ernster.Noch nie hatte sich ihre Mutter in einen anderen Mann verliebt.Ares wollte das eigentlich nicht so genau wissen, aber nun war es offenbar kein Seitensprung mehr, sondern der endgültige Absprung aus einer hohl gewordenen Beziehung.Das waren jedenfalls die Worte seiner Mutter gewesen, die er bei dem lautstarken Streit seiner Eltern am Abend vorher aufgeschnappt hatte.Hohl geworden? Ausgehöhlt? Ohne Sinn? Und die Kinder sind alt genug, auf die brauchen wir keine Rücksicht mehr zu nehmen.Wofür alt genug? War man jemals alt genug, um den Glauben an die ewige Liebe und ein »bis, dass der Tod euch scheidet« zu verlieren? Hieß das, erwachsen zu werden?Ares' Vater fuhr sich mit einer müden Bewegung durch sein Haar.Er sah noch gut aus für sein Alter, schlank, mit vollem Haar, er war begeisterungsfähig, aktiv, sportlich, aber die letzten Tage hatten ihm zugesetzt.Wenn Ares sich schon verletzt und gedemütigt fühlte, wie musste sich sein Vater erst fühlen?»Weiß es Mama?«»Natürlich, Helena.«»Aber, hast du nicht immer gesagt, sie würde das nicht wollen? Dass sie einfach sehr sensibel ist und als Schauspielerin.Es ist vielleicht nur eine kurze Sache? Ich meine.«Der Mund seines Vaters wurde ein feiner Strich.Mit dieser Sache hatte seine Mutter eine Linie überschritten, genau wie Stella, als sie mit Tim schlecht über ihn geredet hatte.Ares sah das genau und verstand das.Früher hatte es das Argument gegeben, dass man seiner Mutter eine Scheidung nicht antun könnte.Helena hatte ihm das erzählt, die immer besser über solche Sachen Bescheid wusste.Dass seine Mutter so an der Familie hängen würde, diese Stabilität brauchte.Weil sie labil war, als Teenager einen Selbstmordversuch unternommen hatte.Vielleicht auch manchmal hysterisch war und wenn Ares an Helena und ihre hysterischen Anfälle dachte, konnte er sich das gut vorstellen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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