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.Um zehn Uhr.Schaffen Sie das? Tut mir leid.«»Mir auch«, erwiderte die Legationsrätin lachend und legte auf.Daß Schimansky der Sicherheitsbeauftragte in der Ersatzbotschaft war, galt als offenes Geheimnis.Wenn man sie am Sonntag rief, noch dazu in Eile über das mit Sicherheit abgehörte Telefon, dann war der Teufel aus der Schachtel.Die Stasi-Beamten hatten gestern wieder zwei Fluchthelfer geschnappt und sie offensichtlich zum Reden gebracht.Seitdem wurde auf der Jagd nach Westspionen der wuchtige Gebäudekomplex in Berlin-Lichtenberg förmlich umgekrempelt.Cynthia stellte sich, während sie sich die Lippen nachzog, die hektische Geschäftigkeit vor, die sich zu dieser Stunde in der Normannenstraße austoben müßte.Das Stasi-Ministerium hatte es in sich; wenn General Lupus in Lichtenberg nieste, fürchtete Martin Keil in der Hannoverschen Straße bereits den Schnupfen.Als Dreißigerin braucht man nicht lange, um sich herzurichten.Einen Moment betrachtete Cynthia sich im Spiegel, durchaus nicht in sich verliebt, doch mit sich zufrieden, auch wenn sie ihren Nutzen aus ihrem Verstand zog und nicht aus ihrem Körper.Sie ging zu Fuß; sie hatte noch Zeit.Sie wohnte in einem klotzigen Neubau in Alexanderplatz-Nähe, wo man gegebenenfalls Schüsse an der Mauer genauso deutlich hören konnte wie in der Ständigen Vertretung nächst dem Westsektor.Seit aus der Zone die DDR geworden war, hatte sich auch optisch viel geändert.Zwar wirkten die Straßen noch etwas ärmlich, aber sauber, jedenfalls reinlicher als zum Beispiel der Kurfürstendamm.Die Bürger des anderen Deutschland hatten sich mit dem SED-Regime wenn nicht abgefunden, so doch arrangiert.Teils glaubten, teils verlachten sie die penetranten Parolen, die man ihnen einhämmerte, und meistens gingen sie zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus.Im zweiten deutschen Staat hatten die Bürger das Talent entwickelt, hinzusehen und wegzuhören.Sie konnten sich wieder satt essen und auf ein Auto sparen, dessen häßliches, übergroßes Nationalitätenschild gewaltsam darauf hindeutete, daß die DDR eine wirtschaftliche Großmacht geworden war, die in der Weltrangliste an zehnter Stelle stand, innerhalb des Ostblocks an zweiter Stelle nach der Sowjetunion.Daß es auch in Ostberlin ein Gastarbeiter-Problem gab, beleuchtete den Aufstieg.Polen schufteten als Straßenkehrer und Kartoffelschäler.Die DDR-Bürger waren auf ihre roten Brüder schlecht zu sprechen, weil für sie und ihre Verwandten jenseits der Grenze die kärglichen HO-Warenhäuser Einkaufsparadiese waren: ›Am Bahnhof Friedrichstraße wurde ein als polnischer Major verkleideter US-Superagent geschnappt‹, lautete der neueste Witz.›Er war aufgefallen, weil er kein Paket unter dem Arm trug.‹Cynthia bog in die Hannoversche Straße ein.Vor ihr lag, von Vopos bewacht, die vielleicht interessanteste diplomatische Vertretung der Welt.Ein klotziger Bau, grellweiß, fünfstöckig, durch eine zwei Meter hohe Mauer abgeschirmt.Es war ein Treppenwitz, daß in diesem Gebäude einst der rote Star-Architekt die Stalinallee im bombastischen Zuckerbäckerstil entworfen hatte.Inzwischen war die verunglückte Prunkstraße – Stalin stand nicht mehr in Mode – umgetauft, ihr Schöpfer in die Wüste geschickt und sein Arbeitsplatz in die Bonner Vertretung umfunktioniert worden.Und es war fraglos Bonns seltsamste AA-Außenstelle, in ihrer Tagesarbeit genauso kastriert wie der Titel des Missionschefs.Zwar konnte man sich als DDR-Besucher an die Hannoversche Straße wenden, wenn man seine Brieftasche oder seinen Paß verloren hatte, und man bekam auch Geburtsurkunden oder den Nachweis, daß die Schwiegermutter gestorben war.Die Beamten waren behilflich bei der Abwicklung von Erbschaftssachen, und AA-Beauftragte konnten neuerdings sogar verhaftete Bundesbürger im Gefängnis besuchen.Aber diese menschlichen Erleichterungen wurden nur durch einen ständigen Eiertanz – auf Dynamit – ermöglicht.Die DDR-Behörden pochten auf ihre staatliche Souveränität, wie eine alte Jungfer auf ihre Unschuld, doch Bonn konnte selbstverständlich Ostberlin rechtlich nicht als Ausland anerkennen.Der Artikel 116 des Grundgesetzes der Bonner Verfassung schließt eine unterschiedliche Behandlung von Ostdeutschen und Westdeutschen aus.In einem Urteil zum Grundvertrag stellte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zusätzlich fest, die Behörden hätten sich um jeden Bürger des anderen Deutschland zu kümmern, der sich an sie wende.An dieser Rechtsauffassung war nicht zu rütteln, und so lebten der Missionschef Keil und seine Mitarbeiter unter der ständigen Zwangsvorstellung, der DDR-Bürger Maier oder Huber aus Magdeburg oder Leipzig stände vor der Tür und verlange unter Hinweis auf Verfassung und Karlsruher Urteil, als politischer Flüchtling in den freien Westen geschleust zu werden.Es konnte ein Mensch in Not sein, genausogut aber auch ein Stasi-Provokateur – und in diesem Fall wären auch Presseleute nicht weit.Sicher war, daß die westdeutschen Diplomaten in der DDR-Metropole dem Mann nicht weiterhelfen konnten – was sie doch aus rechtlichen Gründen mußten.Gegen diese Quadratur des Kreises gab es die fragliche Hoffnung, die Vopos, die das Gebäude bewachten, würden einen Hilfesuchenden rechtzeitig abfangen.Und die Geheimanweisung – sie war auch mit den amerikanischen, französischen und englischen Botschaftern in Westberlin abgesprochen worden –, den Flüchtling durch gutes Zureden zu überzeugen, wieder nach Hause zu gehen.Das hieß: einem Ertrinkenden klarzumachen, warum er nicht schwimmen durfte.In der Hannoverschen Straße nannte man diese düstere Zukunftsvision den Ypsilon-Fall – und jetzt, an diesem traurigen Sonntag, kurz vor zehn Uhr, zur Unzeit an ihren Arbeitsplatz gerufen, fürchtete die Legationsrätin Dr.Cynthia Pahl, er sei nunmehr eingetreten.Die Polizisten vor dem Haus – vermutlich waren sie viel mehr als staatliche Eckensteher – betrachteten sie aus den Augenwinkeln und ließen sie passieren.Zumindest wußten die beiden viel besser als die Diplomatin, wer an der Katastrophenkonferenz teilnehmen würde.Schon beim Betreten des Gebäudes, in dem an Werktagen knapp hundert Beamte arbeiteten wurde Cynthia von Unruhe und Spannung umspült.Trotzdem bestätigte sich ihre Vermutung nicht.Der Fall Ypsilon ließ weiter auf sich warten.Es konnte sich auch um keinen Zwischenfall an der Mauer handeln, denn die Radiomeldung hätte sicher den Dienstweg überrundet.»Nicht in das Chefbüro«, fing sie Schimansky ab.»Guten Tag übrigens, Frau Doktor.Bitte in die ›Laube‹.Wir sind gleich komplett.«Die ›Laube‹ war eine abhörsichere Kabine, schmucklos und zweckbedingt wie die Tresoranlage einer Bank.Wegen der Lauscher – schon vor dem Einzug der Mission war eine Wanze im Büro des Hausherrn entdeckt worden – galt die ›Laube‹ als Sicherheitsgebot, aber auch als Status-Symbol, denn wer an diesen Besprechungen teilnahm, gehörte zur Spitze des Hauses.Vierzehn Personen fanden hier bemessenen Platz, aber heute kamen nur der Botschafter und vier führenden Mitarbeiter zusammen: neben Schimansky und Dr.Pahl die beiden Hausjuristen mit den gegensätzlichen Namen Wolf und Lamm.Dieser Witz, der nie endete, wurde noch dadurch unterstrichen, daß die Ressortchefs verbal gegen ihren Typ besetzt waren: Wolf wirkte klein und subaltern; Lamm dagegen vierschrötig und reizbar.Sie waren im Gespräch und sahen die Legationsrätin nicht.»Wie mich das ankotzt«, sagte Lamm, »diese DDR-Superlative: der Staat ohne Arbeitslose.Die beste Krankenversorgung der Welt [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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