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.»Ich hatte dich für eine Katze gehalten.«Luigino kann ihr überhaupt nicht antworten, er klettert so eilig vom Baum herunter, daß er sich eine Hand aufschürft, den Kopf gesenkt hält, blitzschnell die fünf Stufen hinaufschießt, ins Haus stürmt, wobei sein Herz so rast und pocht, daß es ihm aus dem Hals zu springen droht.Doch nach dem Mittagessen statten die Eigentümer den Pirandellos einen Besuch ab, um ihnen ihre gerade aus dem Pensionat eingetroffene Tochter Giovanna vorzustellen.Als das Mädchen ihm ihre Hand hinhält, wird Luiginos Gesicht zur Waberlohe.Am nächsten Vormittag, zu der Stunde, in der Luiginoan den vorangegangenen Tagen gewöhnlich auf den Baum kletterte, steht er mit dem Buch in der Hand im Türbogen, von der Fenstertüre aus kann er nicht beobachtet werden.Er hat einerseits das Herz eines Esels, andererseits das eines Löwen, und er weiß nicht, ob er in den Garten gehen oder wieder ins Haus zurückkehren soll.Und was, wenn Giovanna sich gar nicht zeigt? Er spitzt seine Ohren, um das kleinste Geräusch der Fenstertüre oben wahrzunehmen, doch so gespannt er auch lauscht, er hört nicht das geringste.Er glaubt daher, daß niemand an der Fenstertüre steht, geht die fünf Stufen hinunter und läuft zu dem Baum.In der Gewißheit, daß Giovanna sich nicht gezeigt habe, bleibt er auf halbem Weg plötzlich stehen und dreht sich um, um zu kontrollieren.Da steht das Mädchen und beobachtet ihn lächelnd.Luigino versucht, auf den Baum zu klettern, doch diesmal schafft er es nicht, er spürt, daß seine Arme und Beine butterweich sind und am Stamm abrutschen.Wieder versucht er es und wieder rutscht er ab.Er hört das offene, amüsierte Lachen Giovannas.Die Beschämung verleiht ihm stärkere Kräfte, und diesmal schafft er's.Er setzt sich auf den Ast, mit dem inzwischen zerfledderten Buch.Dann, ohne daß sie es vorher abgesprochen hätten, beginnen sie ein Spiel.Luigino hat sich so hingesetzt, daß ein Zweig sein Gesicht verbirgt, aber es genügt, wenn er den Kopf gelegentlich etwas senkt, um Giovanna an der Fenstertüre sehen zu können.Das Spiel besteht darin: wenn Giovanna Luigino anblickt, verbirgt er sein Gesicht hinter einem Zweig; wenn aber Luigino sie anblickt, zeigt sich Giovanna mit abgewandtem Kopf, so als würde ein anderer Teil des Gartens ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.Aber schon der kleinste Fehler im Wechselspiel von Ichsehdichichsehdichnicht genügt, und die Blicke begegnen sich, zuerst rasch zur Seite gelenkt, danach immer langsamer, bis der Blick schließlich lange währt, insistierend ist und ruht.Am folgenden Vormittag sitzt Luigino zwar auf dem Baum, aber das Buch hat er durchaus nicht geöffnet.Giovanna ist an ihrem Platz an der Fenstertüre, reglos, sie bewegt sich nicht, ein leichter Wind bringt ihre Haare durcheinander, und sie hebt keine Hand, um sie wieder zu richten.Plötzlich taucht an der Fenstertüre neben Giovanna ihre Mutter auf, Luigino kauert sich im Blattwerk zusammen, voller Angst, er könnte entdeckt werden.»Giovanna, bist du schwerhörig? Das Essen steht auf dem Tisch, ich habe dich schon zweimal gerufen.«An den folgenden Tagen klettert der junge Luigi nicht mehr auf den Baum, er ist zu weit von Giovanna entfernt.Er setzt sich unten auf das Geländer des Perrons, neigt den Kopf nach hinten, während Giovanna sich vorbeugt, um nach unten zu sehen.So fühlen sie sich näher beisammen.Einmal ist das Mädchen weit vorgebeugt, so als wolle es ihm ins Ohr flüstern, und sagt:»Morgen können wir uns nicht sehen, ich muß mit Mama weg.«Ein anderes Mal ist es Luigino, der ihr mitteilt, daß er dem täglichen Treffen nicht nachkommen kann.Eines Tages ist das Blau von Giovannas Augen dunkler, es sieht aus wie das ferne Meer am Hafen und in diesem Meer sucht Luigino die Weite, verzaubert beugt er den Kopf noch weiter zurück, verliert das Gleichgewicht, stürzt rücklings hinunter, kann sich noch am Eisengitter festhalten, schlägt mit dem Gesicht an die Stangen, Blut strömt aus seinem Mund, schließlich läßt er sich fallen und landet auf den Knien.Dieses Mal lacht Giovanna nicht wie bei dem Mal, als er versucht hatte, auf den Baum zu klettern, sie ist leichenblaß geworden, beide Hände auf dem Mund, um die Stimmen zu unterdrücken, die sie aus sich hinausschreien will, doch will sie nicht die Verwandten herbeirufen, weil sonst das Geheimnis zwischen ihr und Luigino gelüftet würde.Der steht auf, er hat sich nichts getan, nur ein Zahn ist abgebrochen.Und den wird er so belassen, solange er lebt.ENDE DER FERIEN»Morgen gehe ich wieder ins Pensionat zurück.«Den ganzen Vormittag über hatte Luigino sich den Kopf zerbrochen: warum sah Giovanna ihn so todernst an und lächelte ihm nicht einmal zu? Hatte er denn etwas getan, das sie, ganz unbeabsichtigt, beleidigte? Und daher hatte er sie, einen Augenblick bevor Giovannas Mutter sie zu Tisch gerufen hatte, zu fragen gewagt:»Was ist mit dir?«Und die Antwort war eben die: Von morgen an werden wir uns nicht mehr sehen.Bei Tisch ist Luigino außerstande, etwas zu essen.Donna Caterina befiehlt es ihm streng, aber er bleibt dabei.Er weiß, daß, wenn er einen Bissen zum Mund führt, er zur Toilette rennen und sich übergeben muß.Er erhält die Erlaubnis aufzustehen, und so wirft er sich aufs Bett.Er weint nicht, doch er hat einen Schmerz in der Brust, so etwas wie eine Faust, die sie fest zudrückt.Die Zeit nach dem Mittagessen verbringt er damit, daß er sich auf dem Bett hin und her wälzt, danach kommt wieder die Folter des Abendessens.Auch diesmal bringt er nichts hinunter.»Darf ich vielleicht wissen, was du hast?«»Nichts.«»Fühlst du dich nicht wohl?«»Nein.«Donna Caterina fragt nicht weiter, sie schaut den Jungen lange an, möglich, daß sie etwas erahnt.Der junge Luigi verbringt die Nacht mit weit geöffneten Augen, am nächsten Morgen sieht er so mitgenommen aus, daß man meinen könnte, er habe erhöhte Temperatur.Um zehn ist die Verabredung im Garten für die Abschiedszeremonie.Als Luigino Giovanna die Stufen heruntersteigen und auf ihn zukommen sieht, bemerkt er, daß sie blaß ist und beinahe eine ganz andere.Das blonde Haar wird von einer eleganten Schleife zusammengehalten, das Mädchen hat die Pensionatskleidung an.Einen halben Schritt voneinander entfernt, blicken sie sich an und können kein Wort hervorbringen.»Luigino, geh und hol das Päckchen, das im Eßzimmer ist, und gib es Giovanna.«Es ist ein Souvenir, das Donna Caterina tags zuvor für die Tochter der Hauseigentümer gekauft hat.Eigentlich hätte sie es ihr geben müssen, aber sie hat es sich anders überlegt, sie möchte, daß Luigino ihr dieses Geschenk überreicht
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