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.Sie wirkte älter.Die Falten um Augen und Mund waren tiefer geworden.»Es ist nicht so, wie Sie glauben«, sagte sie.Rachel wartete.»Wir tun niemandem etwas zu Leide.Wir helfen den Menschen sogar.«Denise Vanech nahm ihre – natürlich weiße – Handtasche und kramte eine Zigarette heraus.Sie bot Rachel eine an.Die schüttelte den Kopf.»Wissen Sie was über Waisenhäuser in armen Ländern?«, fragte Denise.»Nur das, was ich in PBS-Dokumentarfilmen gesehen habe.«Denise zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.»Sie sind mehr als grauenhaft.Oft gibt es für vierzig Babys nur eine Krankenschwester.Und die hat keine Ausbildung.Die Stellen werden über politische oder sonstige Seilschaften vergeben.Manche Kinder werden missbraucht.Viele kommen drogenabhängig zur Welt.Die medizinische Versorgung …«»Ich hab’s begriffen«, sagte Rachel.»Es ist schlimm.«»Ja.«»Und?«»Und wir haben eine Möglichkeit gefunden, einige dieser Kinder zu retten.«Rachel lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.Sie merkte, worauf das hinauslief.»Sie bezahlen schwangere Frauen dafür, dass sie hier rüberfliegen und Ihnen ihr Kind verkaufen?«»Das ist eine Übertreibung«, sagte sie.Rachel zuckte die Achseln.»Wie würden Sie es ausdrücken?«»Versetzen Sie sich in ihre Lage.Sie sind eine arme Frau – ich meine wirklich arm –, vielleicht eine Prostituierte oder jemand, der in weiße Sklaverei verwickelt ist.Sie sind der letzte Dreck.Sie haben nichts.Irgendein Mann schwängert Sie.Sie können abtreiben oder, wenn Ihr Glaube das verbietet, Ihr Kind in ein gottverlassenes Waisenhaus stecken.«»Oder«, ergänzte Rachel, »wenn ich ganz viel Glück habe, gerate ich an Sie?«»Ja.Wir bieten angemessene medizinische Versorgung.Wir bieten eine finanzielle Entschädigung.Und vor allem sorgen wir dafür, dass Ihr Kind in einem finanziell geordneten Elternhaus liebevoll aufgenommen wird.«»Finanziell geordnet«, wiederholte Rachel.»Also reich?«»Die Dienstleistung ist teuer«, gab sie zu.»Aber ich möchte Ihnen eine Frage stellen.Nehmen wir Ihre Freundin da draußen.Katarina war ihr Name, sagten Sie.«Rachel schwieg.»Wie würde ihr Leben jetzt aussehen, wenn wir sie nicht hier rübergeholt hätten? Und wie das Leben ihres Kindes?«»Ich weiß es nicht.Aber ich weiß auch nicht, was Sie mit dem Kind gemacht haben.«Denise lächelte.»Gut, von mir aus widersprechen Sie ruhig.Aber Sie wissen, was ich meine.Glauben Sie, dem Baby ging es dort besser, bei einer bettelarmen Prostituierten in einem vom Krieg verwüsteten Höllenloch – oder hier, bei einer fürsorglichen Familie in den Vereinigten Staaten?«»Verstehe«, sagte Rachel, die sich beherrschen musste, um sich nicht zu schütteln.»Sie sind also gewissermaßen die wunderbarste Sozialarbeiterin der Welt.Was Sie hier machen, ist die reine Wohltätigkeit?«Denise gluckste.»Schauen Sie sich um.Ich habe einen teuren Geschmack.Ich wohne in einer noblen Gegend.Mein Kind geht aufs College.Ich fahre gern nach Europa in den Urlaub.Wir haben ein Haus in den Hamptons.Ich mache das, weil es extrem profitabel ist.Aber was soll’s? Wen interessieren meine Motive? Meine Motive ändern nichts an den Zuständen in diesen Waisenhäusern.«»Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Rachel.»Die Frauen verkaufen Ihnen ihre Babys.«»Sie überlassen uns ihre Babys«, korrigierte sie.»Und wir geben ihnen dafür eine finanzielle Entschädigung …«»Ja, ja, nennen Sie es, wie Sie wollen.Sie bekommen das Baby.Die Mutter bekommt Geld.Aber was dann? Es muss doch Papiere für das Kind geben.Sonst würde die Regierung einschreiten.Sie würden Bacard nicht einfach so Adoptionen vermitteln lassen.«»Stimmt.«»Wie machen Sie das also?«Sie lächelte.»Sie wollen mich auffliegen lassen, stimmt’s?«»Ich weiß noch nicht, was ich tun werde.«Denise Vanech lächelte weiter.»Aber Sie vergessen nicht, dass ich mit Ihnen zusammengearbeitet habe, nicht wahr?«»Nein.«Denise Vanech drückte ihre Handflächen aneinander und schloss die Augen.Es sah aus, als betete sie.»Wir engagieren amerikanische Mütter.«Rachel verzog das Gesicht.»Wie bitte?«»Sagen wir, Tatiana steht kurz vor der Geburt.Wir könnten Sie, Rachel, dafür anheuern, als Mutter aufzutreten.Sie würden zur Meldestelle in Ihrem Rathaus gehen.Sie würden sagen, dass Sie schwanger sind und eine Hausgeburt vornehmen werden, so dass es keine Krankenhauspapiere gibt.Die geben Ihnen ein paar Formulare mit.Sie überprüfen nicht, ob Sie wirklich schwanger sind.Wie sollten sie auch? Sie können Sie ja nicht zwangsweise einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen.«Rachel lehnte sich zurück.»Herrgott.«»Eigentlich ganz einfach.Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass Tatiana ein Baby bekommt.Aber es gibt welche, dass Sie eins bekommen.Ich bringe das Baby zur Welt.Ich unterzeichne als bei der Geburt anwesende Zeugin, dass Ihr Baby geboren wurde.Damit sind Sie die Mutter.Bacard bereitet die Papiere für die Adoption vor …« Sie zuckte die Achseln.»Die Adoptionseltern wissen also gar nicht, was da vorgeht?«»Nein, aber sie schauen auch nicht allzu genau hin.Sie sind verzweifelt.Sie wollen es nicht wissen.«Rachel fühlte sich plötzlich ausgelaugt.»Und bevor Sie uns auffliegen lassen«, fuhr Denise fort, »sollten Sie noch etwas anderes bedenken.Wir machen das jetzt seit fast zehn Jahren.Das heißt, zig Kinder leben schon seit Jahren glücklich in ihren Familien.All diese Adoptionen würden für nichtig erklärt werden.Die leiblichen Mütter können hier rüberkommen und ihre Kinder zurückverlangen.Oder Geld dafür verlangen, dass sie stillhalten.Sie würden viele Leben zerstören.«Rachel schüttelte den Kopf.Das war ihr jetzt zu viel auf einmal.Später.Sie verlor den Faden.Sie musste sich auf das Hauptproblem konzentrieren.Sie drehte sich um, zog die Schultern hoch und sah Denise in die Augen
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