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.Das klang überzeugend, aber wenn er Cyris wirklich das Messer in den Magen gerammt hat, muss den zwei Frauen doch trotzdem was zugestoßen sein.Hat Charlie sie getötet?Im Moment schreibt er den Brief.Es ist ihr egal, ob er ihn einwirft – sie hat das vorgeschlagen, weil sie gehofft hat, dass er vielleicht begreift, was er tut, wenn er die Ereignisse zu Papier bringt.Sollte etwas von dem alten Charlie noch irgendwo dort drin sein, dann realisiert er vielleicht, dass sein Verhalten völlig verrück ist.Dann übernimmt er hoffentlich die Verantwortung für seine Taten und stellt sich der Polizei.Charlie ist ein kluger Bursche, und sie hofft, dass etwas von dieser Intelligenz zurückkehrt.Bis jetzt ist ihr Plan nur bis zu dem Vorschlag gediehen, Charlies Haus zu beobachten.Vor einer Weile hat er sie erneut gefesselt, damit er losgehen und Schreibzeug besorgen kann.Jetzt liegt sie auf dem Bett, ohne Fesseln, und isst die Muffins und das Hühnchen-Sandwich, die er ihr vorhin geholt hat.Im Fernsehen läuft immer noch der Horrorfilm, und sie fragt sich, ob gestern Morgen ebenfalls einer lief, denn das könnte erklären, woher er seine Ideen hat.In den Nachrichten hieß es, dass die beiden Frauen eines gewaltsamen Todes gestorben seien.Es war die Rede von rituellen Morden.Sind sie wirklich gestorben, indem man ihnen einen Pflock ins Herz gerammt hat, so wie Charlie behauptet hat? Und wenn das stimmt, hat Charlie es getan? Kommt drauf an.Es kommt darauf an, für wie schuldig sie ihn hält.Die Vorstellung, Charlie zu hintergehen, tut weh, aber zum Teufel, es ist ja nicht so, dass sie ihm irgendwas schulden würde.Sie fühlt sich viel mehr den zwei toten Frauen verpflichtet, die sie überhaupt nicht kennt.Sie muss hier raus.Sie muss die Polizei verständigen.Kapitel 11»Pflöcke«, sagt Jo.Ich blicke von meinem Brief auf.Ich komme nur mühsam voran und bin jetzt an der Stelle, wo Cyris mit seinen regungslosen Fingern den Griff des Messers umklammert hielt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das erwähnen soll.Ich mache mir nicht die Mühe, Jo deswegen zu fragen, denn sie glaubt sowieso nicht, dass ich auf ihn eingestochen habe, und während ich mir die Ereignisse ins Gedächtnis rufe, bekomme ich ebenfalls meine Zweifel.Ich wollte seinen Puls nicht überprüfen, weil ich genug Horrorfilme gesehen habe, um zu wissen, was dann passiert.Ich verzichte darauf, die Atmosphäre zu schildern, denn ich schreibe keine Kurzgeschichte.Der Englischlehrer in mir verschweigt die Tatsache, dass ich vor Todesangst schlotterte, denn die Polizei schert sich nicht um die Entwicklung der Charaktere.Ich erinnere mich, wie ich die Taschenlampe aufhob und auf Kathy richtete.Was habe ich noch gleich gesagt? Genau.Ich sagte ihr, dass alles gut wird.»Wovon redest du?«, frage ich.»Wir müssen ein paar Pflöcke schnitzen.«Im Hintergrund läuft der Fernseher.Ich starre auf den Bildschirm und warte darauf, dass mein Foto erscheint, und darunter in fetten Buchstaben der Schriftzug »Wegen Mordes gesucht« und »Gefährlich«.Zusammengeknüllt auf dem Tisch liegen die ersten sechs Versuche des Briefes.Ich dachte, dass ich genau weiß, was ich sagen will, aber es stellt sich heraus, dass ich es eigentlich gar nicht weiß.Mit jeder Version werden die Zweifel größer, und ich frage mich, ob das, was ich da niederschreibe, überhaupt je passiert ist.Neben mir auf dem Tisch habe ich die Zeitung liegen, um es mir zu beweisen.»Warum?«»Bist du mit dem Brief fertig?«»Noch nicht.Ich kann dir immer noch nicht ganz folgen, was du mit den Pflöcken vorhast.«»Schreib den Brief fertig, und ich sag’s dir.«»Ich brauche bestimmt noch.«»Mach’s kurz.Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«Es macht mir nichts aus, dass Jo mich herumkommandiert, denn das bedeutet, dass wir gerade das Richtige tun, und das gibt mir, besonders nach den letzten Tagen, ein gutes Gefühl.Die nächsten zehn Minuten verbringe ich damit, eine knappe Zusammenfassung der Ereignisse zu liefern, die Unterschrift allerdings lasse ich weg.Die anderen Versuche zerreiße ich und spüle sie in der Toilette runter, dann stecke ich die letzte Version in einen Briefumschlag und frankiere ihn.Aus dem Telefonbuch suche ich die Adresse einer Polizeiwache heraus, schreibe sie auf die Vorderseite des Umschlags und kennzeichne ihn als Eilbrief.»Wenn er vor deinem Haus auftaucht«, sagt Jo, »können wir ihm zu seiner Wohnung folgen.Das ist doch der Plan, richtig?«»Außer du hast ihn geändert, seit wir darüber gesprochen haben.«»Nichts hat sich geändert.Denn das ist immer noch ein guter Plan.«Das stimmt.Er ist fast zu gut, als wäre ein Teil des Plans zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, schließlich befinden wir uns jetzt in der Wirklichen Welt.Habe ich ihr das nicht gesagt? Vielleicht ist das bei ihr nicht angekommen.Ich gehe den Plan in Gedanken durch, und dabei fallen mir ein paar Schwachpunkte auf.Um sie möglichst klein zu halten, müssen wir vorsichtig sein.Ich versuche mir auszumalen, an was für einem Ort Cyris wohl lebt, und stelle mir das zweistöckige Haus aus Hitchcocks Psycho vor.»Okay, aber eines hat sich geändert, oder? Du hast eben Pflöcke erwähnt.«»Holzpflöcke.Denk mal drüber nach.Du hast gesagt, dass beide Frauen.«»Sie haben Namen, Jo.Kathy und Luciana.«»Natürlich, du hast recht.Tut mir leid.Du hast gesagt, dass Kathy und Luciana einen Pflock in der Brust hatten.Warum? Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Methode, jemand umzubringen, findest du nicht auch? Außer im Kino.«»Vielleicht glaubte Cyris, er wäre in einem Film.«»Ungefähr darauf will ich hinaus.Vielleicht hat Cyris die beiden für Vampire gehalten, oder vielleicht hat er ihnen einen Pflock in die Brust gejagt, damit die Leute glauben, er hätte sie für Vampire gehalten.So oder so bedeutet das, dass er unter Wahnvorstellungen leidet.Oder dass er so tut, als hätte er Wahnvorstellungen.«»Klingt etwas weit hergeholt.«»Weil du es nicht zu Ende denkst.Das passt doch alles zusammen.Außerdem hat er gezeigt, dass Pflöcke sich bestens als Waffe eignen.«»Ja, sicher.Nur dass seine aus Metall waren.«»Spielt das eine Rolle?«In der Vampir-Mythologie, vielleicht.In der Wirklichen Welt – wer zum Teufel weiß das schon? »Ich schätze nicht.«»Und wir haben keine Waffen.Willst du ihn dir schnappen oder ihn nur bis zu seiner Wohnung verfolgen?«»Ich will ihn mir schnappen«, sage ich, aber ich bin mir nicht sicher, warum.Eigentlich sollte es genügen, ihm bis zu seiner Wohnung zu folgen, aber das tut es nicht.Vielleicht reicht es nicht mal, ihn sich zu schnappen.Jo sage ich nichts davon.»Dann brauchen wir ebenfalls Waffen.«»Du willst, dass wir Pflöcke mitnehmen?«, frage ich.»Warum nicht?«»Weil das völlig bescheuert ist
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